Wie sinnvoll ist Bäume pflanzen fürs Klima?

Steckt in der Aufforstung von Wäldern wirklich die ultimative Lösung für unser CO2-Problem?

Es wäre natürlich schön und eine einfache Lösung einfach auf den richtigen Knopf zu drücken und quasi zum Schnäppchen-Preis das Pflanzen von Bäumen zu veranlassen um damit den persönlichen CO2-Fußabdruck zu kompensieren. So ähnlich stellen sich das auch manche Unternehmen vor. Man kauft ein Produkt, ein kleiner Teil des Kaufpreises wird in die Pflanzung eines Baumes (angeblich) investiert und schon ist die CO2-Emission kompensiert. Damit machen diese Unternehmen auch Werbung und rühmen sich als Klimaretter oder zumindest Klimaschützer. Beim genauen Hinsehen entpuppt sich das allerdings mehr als Greenwashing anstatt einer echten CO2-Kompensation.

Photosynthese als Klimaretter

Die Natur stellt derzeit die effizienteste Methode zur Verfügung, um Kohlendioxid aus der Atmosphäre zu holen und es nachhaltig zu binden. Dies hat die Natur seit Jahrmillionen sehr effizienten gemacht, ohne dem wir keine lebensfähige Biosphäre hätten. Alleine in den Regenwäldern des globalen Südens sind derzeit etwa 250 Milliarden Tonnen CO2 gebunden. Dies entspricht in etwa der 90-fachen jährlichen menschengemachten Treibhausgasemissionen.
Photosynthese also, braucht lediglich Sonnenlicht, Wasser und das mittler weilen im Übermaß vorhandene Kohlendioxid aus der Atmosphäre. Doch auch diese Methode stößt an ihre Grenzen. Zu hohe CO2-Konzentrationen und damit einhergehend eine globale Erderwärmung, sowie immer stärker werdender Wassermangel reduziert immer mehr die Fähigkeit von Pflanzen mittels Photosynthese Kohlendioxid aus der Atmosphäre zu binden. In den letzten Jahren sind zum Beispiel unsere Wälder immer mehr zu CO2-Quellen geworden, geben also mehr CO2 als sie binden können.
Der Grund dafür ist auch sehr einfach zu erklären. Höhere Durchschnittstemperaturen und Wassermangel veranlassen Bäume ihre Blattporen, über die sie CO2 aufnehmen und O2 abgeben, zu schließen, um ihren Wasserverlust durch mehr Verdunstung zu reduzieren. Damit können sie immer weniger Photosynthese machen, nehmen immer weniger CO2 aus der Atmosphäre auf, verlieren mehr und mehr ihre Vitalität und sterben letztlich ab.

Können Wälder die CO2-Bilanz ins positive drehen?

Und damit kommen wir zur Beantwortung der anfänglich gestellten Frage zurück. Das Pflanzen von Wäldern kann unser Treibhausgasemissionsproblem nicht lösen.
Dafür gibt es im Wesentlichen mehrere Gründe. Wir verbrennen in einem Ausmaß fossile Energieträger (wie Öl, Gas und Kohle) und verbrauchen natürliche Ressourcen die dem Ökosystem Erde in einem noch nie dagewesenen Ausmaß schaden. Und die heute gepflanzten Bäume tragen erst in vielen Jahren oder Jahrzehnten zu einer Reduktion des CO2 in der Atmosphäre bei. Aber, Bäume und Wälder sind Teil der Lösung.

Ein intakter und gesunder Wald - dein-klimabaum
So sieht ein intakter und gesunder Wald aus. Viele unterschiedliche Bäume machen den Wald gegen Schädlinge aber auch gegen Katastrophen wie Feuer und Dürre resilienter. (Bild: Pixabay)

Intakte Wälder schützen

Was nicht bedeutet, dass die Pflanzung von Bäumen und Aufforstung von Wäldern keinen Sinn macht. Ganz im Gegenteil. Denn nur intakte Wälder helfen mit das Klimaproblem zu lösen. Wir müssen also verstärkt dafür sorgen, dass noch intakte Wälder erhalten bleiben, geschädigte oder auch bereits abgeholzte Bereiche wieder aufgeforstet werden. Ziel muss hier als eine naturnahe Regeneration und Renaturierung sein. Keinesfalls darf es eine „pseudo Aufforstung“ geben. Also vorher vorhandenen Wald abholzen, um ein Maximum an Rendite zu erzielen und danach einen neuen Wald pflanzen. Das mag für Einzelne ein gutes Geschäftsmodell sein, aber zahlen tun wir für die Folgen dann letztlich Alle.

Der richtige Baum am richtigen Ort- oder der richtige Ort für Bäume?

Für Aufforstungsprojekte ist es von fundamentaler Bedeutung die richtigen Bäume auszuwählen, um auch eine gesunde Durchmischung im Baumbestand zu erhalten. Die Auswahl ist einerseits abhängig von der umgebenden Vegetation, den örtlichen Klimabedingungen, der Bodenbeschaffenheit, der Verfügbarkeit von Wasser und anderer lokaler Bedingungen.

Gleichzeitig muss man anmerken, dass nicht jedes Areal und jede Fläche für die Pflanzung von Bäumen und Wäldern sinnvoll ist. Es gibt Flächen – wie zum Beispiel Steppen – die aufgrund ihrer hellen Oberfläche (Sand, Schnee etc.) ohne Baumbestand einen großen Teil der Sonneneinstrahlung reflektieren und damit einer Überhitzung entgegenwirken. Hier ist ein Baumbestand bzw. eine Aufforstung kontraproduktiv, da die dunkle Oberfläche der Bäume, also deren Blätter, eine sehr geringe Reflexivität aufweisen und somit mehr Wärme deponiert wird, gleichzeitig aber aufgrund der Vegetationsbedingung (Verfügbarkeit von Wasser, Bodenbeschaffenheit etc.) nur wenig Pflanzenwachstum stattfindet. Was bedeutet, dass auch wenig CO2 gebunden wird. Also nicht sehr sinnvoll.

Eukalyptus-Plantage - das ist kein Wald!
So sieht ein intakter und gesunder Wald aus. Viele unterschiedliche Bäume machen den Wald gegen Schädlinge aber auch gegen Katastrophen wie Feuer und Dürre resilienter. (Bild: Pixabay)

Conclusio: Vermeiden – reduzieren – sinnvoll kompensieren

Bäume pflanzen und aufforsten um CO2- Emissionen zu kompensieren ist, ganz allgemein betrachtet, keine Lösung. Die Gründe dafür sind die extrem komplexen und vielfältigen Ökosysteme die in natürlich gewachsenen Wäldern vorherrschen.

Bevor wir also darüber nachdenken wie wir das CO2 aus der Atmosphäre loswerden, sollten wir dringend und so rasch als möglich damit aufhören CO2 in immensen Mengen in die Atmosphäre zu pumpen.

Die erste und wichtigste Maßnahme ist also die Vermeidung von Emissionen. Und damit muss uns klar sein, dass wir aus der Nutzung fossiler Energieträger wie Öl, Gas und Kohle aussteigen müssen und so rasch als möglich auf erneuerbare und klimafreundliche Energieträger umsteigen müssen.

Darüber hinaus sollten wir dafür sorgen, dass bestehende Wälder geschützt werden, anstatt neue Bäume zu pflanzen. Bestehende natürlich gewachsene Wälder sind wesentlich effizientere und nachhaltigere Kohlenstoffsenken als künstlich gepflanzte Wälder. Dies gilt im Übrigen auch für alle anderen Kohlenstoffsenken wie zum Beispiel Moore. Doch die Effizienz und Nachhaltigkeit hängt sehr stark davon ab, wie rasch wir den globalen Temperaturanstieg begrenzen können. Nehmen Waldbrände durch die globale Erwärmung weiter zu wird sich der positive Effekt der Wälder ins Gegenteil umkehren. Das durch Waldbrände freigesetzte CO2 facht nämlich zusätzlich die Erderwärmung an.

Kompensation von CO2 Emissionen durch „scheinbar“ nachhaltige Aufforstung sind keine Lösung. Der Grund ist, dass meist die Aufforstung mittels Monokulturen erfolgt, da diese wirtschaftlich genutzt werden können. Als Beispiel sei die Aufforstung mit Eukalyptus-Bäumen im Amazonasgebiet durch die dort ansässige Zellstoffindustrie erwähnt. Die Bäume sind zwar grün und eignen sich hervorragend für Zellstoff, aber alles andere ist Greenwashing. Aufforstung per Mausklick sollte keinesfalls ein Freifahrtschein für unseren ressourcenverschwendenden Lebensstil sein.

Klimaschutz beginnt mit einem Gespräch.

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